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Die Börse

Was ist die Börse?

Unter dem Begriff Börse ist ein komplex organisierter Markt zu verstehen. Es ist der Ort, wo die verschiedensten Finanzprodukte und Wertpapiere gehandelt werden. Dies sind unter anderem Aktien, Anleihen, Devisen, Derivate, Waren oder auch Rechte (z.B. Emissionshandel).
Grundsätzlich können sowohl Privatpersonen, als auch institutionelle Anleger an der Börse aktiv sein. Dennoch gibt es natürlich auch Bereiche und Spezialbörsen, die vorwiegend den institutionellen Anlegern vorbehalten sind. Dies wäre z.B. der bereits oben genannte Emissionshandel oder auch der Bereich Kreditderivate (z.B. Asset Backed Securities).
Seit einiger Zeit geht der Trend an der Börse hin zu neuen Anlageformen bzw. von den etablierten Produkten (leicht) abgewandelte Formen. Hier lassen sich die verschiedenen Emittenten teilweise sehr interessante Namen einfallen (z.B. Chamäleon-Zertifikat oder Quanto-Optionsschein).

Gehandelt wird zu klar definierten Bestimmungen/Regeln und zu festgesetzten Handelszeiten.

Hier treffen die verschiedenen Interessen der Anbieter und Nachfrager von bestimmten Produkten aufeinander. Ein Handel erfolgt, wenn Preis und Menge von Angebot und Nachfrage an der Börse übereinstimmen.

Entstehung und Geschichte der Börse (weltweit und in Deutschland)

Römisches Reich bis 16. Jahrhundert

Geschichtlich betrachtet kann man sagen, dass es bereits zur Blütezeit des römischen Reiches Vorläufer der heutigen Anlageformen (wie z.B. Aktie und Anleihe) gab. Die damaligen Formen waren aber eher zeitlich befristet (hatten eine vertragliche Laufzeit bis zur Auflösung der Gesellschaft) und waren nicht der Allgemeinheit, sondern nur einem ausgewählten Personenkreis zugänglich. So wurden z.B. die Einkünfte und Einnahmen aus den Bereichen Landwirtschaft (z.B. Wein), Bergbau oder Seehandel verpachtet.

Konkreter wurde es aber erst einige Jahrhunderte später, ebenfalls in Italien. Dort entstand etwa im 12. Jahrhundert der Vorläufer des heutigen Bankensystems. Daher stammt auch das Wort Girokonto (von ital. Giro: Kreis). Mit dem Ausbau des Bankensystems wuchs auch gleichzeitig das Bedürfnis nach börsenähnlichen Treffpunkten und Veranstaltungen. Oft waren es einfach regelmäßige Treffen von Händlern und Kaufleuten. Schon zu diesem Zeitpunkt kamen die Makler ins Spiel, die das ganze koordinierten.

Die erste Börse wurde allerdings in Brügge gegründet. Das geschah im Jahre 1409. Die Marktteilnehmer waren überwiegend Händler und Kaufleute italienischer Herkunft.
Antwerpen folgte einige Jahre später im Jahre 1460. Hier ist noch immer einer der Hauptumschlagsplätze für Diamanten und andere Edelsteine. Damals wurden aber vermehrt Dinge wie Gewürze gehandelt.

Nun dauerte es wieder einige Jahre, bis auch in Deutschland die ersten Börsen gegründet wurden. Frankfurt hat zwar eine lange Tradition, war aber mit der Entstehung im Jahre 1585 nicht die erste deutsche Börse. Ein wenig schneller waren die Städte Augsburg (wahrscheinlich vorangetrieben durch die Handelsaktivitäten der Fugger) und Nürnberg im Jahre 1540.

Der uns heute geläufige Begriff Börse könnte ebenfalls im 16. Jahrhundert entstanden sein und seine Wurzeln in Brügge haben. Es handelt sich hier um die Verknüpfung der beiden Worte Beurse (es gab eine Kaufmannsfamilie mit dem Namen Van der Beurse) und dem Wort Bursa (Lederbeutel zur Aufbewahrung von Zahlungsmitteln, gleichzusetzen mit dem heutigen Begriff der Geldbörse).

Erste Aktiengesellschaften um 1600

Die ersten Aktiengesellschaften nach unserer heutigen Definition entstanden alle im Bereich Seehandel. Vorreiter und bis heute als Mutter aller Aktiengesellschaften betitelt war die in Holland (1602) gegründete Ostindische Handels-Kompanie. Einige Jahre später folgete die englische East India Company.

Wie so oft dauerte es wieder einige Jahre, bis auch in Deutschland die ersten echten Aktiengesellschaften entstanden. Nach bereits bestehenden Vorbildern wurden ab dem Jahre 1682 diverse Gesellschaften gegründet, die sich mit dem Seefernhandel beschäftigten.
Später folgten die Hansestädte mit der Gründung eigener Gesellschaften im Bereich Versicherung. Die ersten Aktiengesellschaften im Bereich verarbeitendem Gewerbe waren in der Zuckerbranche zu finden.

Schnell wurde das System auch auf andere Bereiche und Emittenten übertragen. So dauerte es nicht lange und auch Länder, Städte und Gemeinden waren kräftig dabei Anleihen auszugeben.

Deutschland und Preußen

Schnell wurde klar, dass es bestimmte Regeln bedurfte, um zum einen der Flut der neu gegründeten Aktiengesellschaften Einhalt zu gewähren, zum anderen die Rechte der Anteilseigner zu wahren und in gewissem Maße zu schützen.
Hier tat sich besonders Preußen hervor. Dort wurden 1843 wegweisende Gesetze und Regelungen zum Thema Aktienrecht und Börse erlassen.
Dies führte natürlich zu einer wesentlichen Vereinheitlichung in der deutschen Börsenlandschaft. Immer mehr Aktiengesellschaften entstanden und standen bereit um die Gelder einer immer größer werdenden Anlegerschaft einzusammeln.

Einen besonderen Boom nach Aktien konnte man in der Zeit zwischen 1870 (Aktiengesetz, erlassen vom Norddeutschen Bund) und kurz vor Beginn des ersten Weltkrieges verzeichnen.
Getrübt wurde die Börsenstimmung durch Ausbruch des Krieges, als die Börsen in Deutschland vorübergehend geschlossen wurden. Allgemeine Unsicherheit und Verwirrung herrschte auch noch nach Ende des Krieges.
Doch es dauerte nicht sehr lange und an den Finanzmärkten schien wieder alles in Ordnung zu sein.

New York 1929 (Black Thursday)

Technischer und wirtschaftlicher Fortschritt führte vor allem im Bereich Produktion zu enormen Steigerungsraten. Die Kurse explodierten förmlich. Vor allem die USA konnte hier profitieren. Denn der Finanzplatz USA gewann zunehmend mehr an Bedeutung. Der Dollar war mittlerweile unangefochten die weltweit wichtigste Währung und hatte das britische Pfund von seiner einstigen Führungsposition verdrängt.

Ende der Zwanziger Jahre herrschte eine nie da gewesene Börseneuphorie in den USA.

An der Wall Street konnte man sein erspartes Vermögen scheinbar risikolos und innerhalb kürzester Zeit vermehren. Und das ganze wurde mit einer sehr geringen Eigenkapitalquote realisiert. Man kaufte auf Kredit oder die erwarteten Gewinne wurden mit einberechnet.
Man war geblendet vom möglichen Gewinn und gerade die Kleinanleger konnten bei diesen vorherrschenden Gegebenheiten schnell den Überblick verlieren und der Spekulation verfallen.

Und so kam es wie es kommen musste. Am Donnerstag, den 24. Oktober 1929 (Black Thursday) begann bereits der Vormittag mit leichten Kurseinbrüchen. Doch es blieb nicht nur bei kleineren Kurskorrekturen nach unten. Getrieben durch Panikverkäufe viel der Dow Jones Index ins Bodenlose. Jeder wollte plötzlich seine Aktien verkaufen, egal zu welchem Preis.
Selbst die mutigen Stützkäufe der großen Geldhäuser, die gemeinsam versuchten das ganze zu entschärfen, halfen nichts.
Der Index halbierte sich innerhalb kürzester Zeit.

Der oftmals zu hörende Begriff “Schwarzer Freitag” hat in dem Sinne nichts mit der New Yorker Börse zu tun. Der Freitag spiegelt lediglich die Reaktionen des Vortages auf die europäischen Börsen wieder.

Weltwirtschaftskrise

Dies war der Beginn einer Krise, die globale Auswirkungen und Folgen hatte. Daher auch der Begriff der “Weltwirtschaftskrise”. Fast jeder hatte Geld verloren und bekam die Auswirkungen zu spüren. Sinkende Löhne, Preise und Konsum führten zu einer starken Deflation.
In Deutschland hatte die so genannte Bankenkrise zur Folge, dass aus der Deflation eine “Hyperdeflation” wurde. Im Sommer/Herbst 1931 blieben die deutschen Börsen für mehrere Monate geschlossen.
Nachdem dann die Börsen in Deutschland wieder öffneten herrschte eine sehr gedämpfte Stimmung. Die einstige Euphorie war verflogen.

Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit

Einige Jahre später zeichnete sich mehr und mehr ab, dass sich die politische Ordnung in Deutschland ändert. Die Nationalsozialisten drängten an die Macht. Dies war gleichzeitig das Ende der Börse. Der Börsenhandel wurde erneut ausgesetzt. Diesmal sogar mehr oder weniger abgeschafft.
Aber bereits kurz nach der Kapitulation konnte die Frankfurter Börse im September 1945 wieder eröffnet werden.
Wichtige Meilensteine für eine Rückkehr der internationalen Akzeptanz waren unter anderem die Währungsreform (1948) und die zurückerlangte Erlaubnis ausländische Papiere zu handeln (1956).

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